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06303 Veraltete Software im Maschinenbau – wie Sie eine strategische Modernisierung erfolgreich angehen

Der Beitrag zeigt, wie Maschinenbauunternehmen den Spagat zwischen wertvollem Altbestand und notwendiger Modernisierung meistern können. Historische Softwarelösungen sind zwar tief in den Prozessen verankert, verursachen jedoch hohe Kosten, Sicherheitslücken, Kompatibilitätsprobleme und Effizienzverluste. Mit dem EU-Cyber Resilience Act wächst der Handlungsdruck zusätzlich. Der Beitrag strukturiert die Risiken und stellt vier konkrete Maßnahmen vor, mit denen Unternehmen ihre IT-Landschaft absichern und zukunftsfähig machen können. Ein Praxisbeispiel – die Softwarelösung zur vorausschauenden Wartung von Servomotoren – verdeutlicht die Vorteile: geringere Ausfallzeiten, reduzierte Kosten und höhere Verfügbarkeit. Die zentrale Botschaft lautet: Strategische Modernisierung ist ein entscheidender Hebel, um Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Gewinnmarge deutlich zu steigern.
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1 Ausgangslage

Das erste Mal wurde Software im Maschinenbau in den 1950er-Jahren eingesetzt. Ingenieure nutzten Großrechner für numerische Berechnungen. Zehn Jahre später folgten numerisch gesteuerte Werkzeugmaschinen (CNC-Maschinen), später CAD-Software sowie ERP-Systeme. Viele Lösungen programmierten die Ingenieure selbst. Einige davon sind bis heute noch im Einsatz.
Legacy-Systeme enthalten wertvolles Fachwissen
In der Software ist unternehmensspezifisches Wissen gesammelt, das sich über mehrere Generationen aufgebaut hat. Damit sind die Daten und Prozesse besonders wertvoll für Unternehmen. Doch viele der Systeme, deren Wurzeln in die 80er-Jahre reichen, sind nicht mehr zeitgemäß. Laut einer Studie des IT-Unternehmens „Intoware” verwenden 74 % der Befragten (darunter 86 % Maschinenbauer) immer noch Altsysteme, um wichtige Aufgaben zu erledigen. [1] Das kann fatale Folgen haben.
Veraltete Anwendungen bergen Risiken
„Ein einziges veraltetes Programm in einer Maschine kann ausreichen, um Hackern Eingang ins Firmennetz zu ermöglichen”, so CEO Jan Wendenburg von Onekey [2], die eine Studie zu Cybersicherheit durchgeführt haben. Ein einziges Datenleck kostet ein Industrieunternehmen in Deutschland durchschnittlich 9,34 Millionen €. [3] Neben Sicherheitsrisiken verursachen alte Systeme erhöhte Kosten, Kompatibilitätsprobleme und Produktivitätsverluste. Zudem gilt ab 2027 die neue EU-Verordnung „Cyber Resilience Act” [4], die die Sicherheitsanforderungen an Softwarelösungen weiter verschärft.
Bis zu 40 % mehr Gewinn für Unternehmen möglich
Maschinenbauer müssen ihre Altsysteme modernisieren. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihre Software betriebsfähig und gesetzeskonform bleibt. Sie schützen sich vor hohen Strafen und teuren Ausfällen. Gleichzeitig ergreifen Sie mit der Modernisierung wertvolle Chancen: Unternehmen, die sich digital sowie innovativ aufstellen und ihre technischen Schulden begrenzen, erzielen bis zu 40 % mehr Gewinn. [5] Wie Sie sich vor den Risiken schützen und die Modernisierung gelingt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

2 Die vier Risiken veralteter Software

Laut einer Studie von CIO, CSO & Computerwoche ist die Hälfte der geschäftskritischen IT-Systeme bei 44 % der befragten Unternehmen veraltet. [6] Wie viele es im Maschinenbau genau sind, lässt sich nicht eindeutig sagen, weil es an Daten mangelt.
Doch eine Studie des britischen Unternehmens „Intoware” fand heraus, dass 74 % der Unternehmen (darunter 86 % Maschinenbauer) auf Altsysteme setzen. [1] Die Nachteile sind gravierend: Erhöhte Kosten, Sicherheitslücken, fehlende Schnittstellen, ineffiziente Prozesse sowie gesetzliche Regularien, die nicht eingehalten werden.
Abb. 1: Die vier Risiken veralteter Software

2.1 Erhöhte Kosten

Laut der Studie von CIO gibt fast die Hälfte der befragten Unternehmen (46 %) an, dass Legacy-Software mit hohen Betriebskosten verbunden ist, dazu kommen weitere Kostenfaktoren:
Betriebskosten: Ältere Software läuft häufig auf veralteter oder überdimensionierter Hardware, was zu erhöhten Ausgaben für Energie, Wartung und Platzbedarf führt. Maschinenbauer müssen zudem oft teure Lizenzen für ältere Systeme bezahlen, weil sie nicht auf günstigere Alternativen umstellen können (z. B. oracle db).
Abb. 2: Anteil der geschäftskritischen Anwendungen im Bestand ( [6], S. 13)
Anpassungskosten: Die Weiterentwicklung für neue Anforderungen ist oft aufwendig und teuer, weil der Code komplex geworden ist und die Lösungen auf veralteten Technologien oder Programmiersprachen basieren.
Technische Schulden: Technische Schulden entstehen, wenn in der Softwareentwicklung kurzfristige Lösungen gewählt werden, die zwar schnelle Ergebnisse liefern, aber langfristig höhere Kosten und Mehraufwand verursachen.Wenn sich das Entwicklungsteam beispielsweise gegen das Schreiben von automatisierten Tests entscheidet, um das Produkt möglichst schnell auszuliefern, führt das langfristig zu einer höheren Fehleranfälligkeit. Das wiederum erhöht das Risiko für Regression, die den Betrieb gefährdet und deren Behebung teuer ist.
Abb. 3: Wartungsaufwand alte Systeme vs. moderne Systeme ( [6], S. 13)

2.2 Sicherheitslücken und Cyberangriffe

Laut einer aktuellen Studie von IBM sind die Kosten für Datenlecks auf durchschnittlich 4,9 Millionen € pro Fall gestiegen und damit 14 % höher als im Jahr 2023. Der Industriesektor ist im besonderen Maße mit überdurchschnittlich 9,34 Millionen € pro Fall betroffen. Damit steigt die Relevanz von Cybersicherheit. Veraltete Systeme führen zu Sicherheitslücken:
Erhöhte Angriffsfläche: Veraltete Software weist mehr Sicherheitslücken auf. Sie bekommt oft keine Sicherheitsupdates mehr, was sie anfälliger für Hackerangriffe, Malware und Ransomware macht.
Hohe Strafen und Bußgelder: Unternehmen, die ihre Sicherheitsanforderungen nicht aktualisieren, verstoßen gegen Regulierungen wie den Cyber Resilience Act (CRA), was zu Bußgeldern und Reputationsverlust führen kann.
Ausfälle und Datenverlust: Cyberangriffe auf unsichere Systeme können Stillstände, Manipulation von Produktionsprozessen oder den Verlust sensibler Daten verursachen, was hohe finanzielle Schäden nach sich zieht.
Abb. 4: Kosten von Datenleaks: Der untere Balken zeigt die Zahlen aus dem Jahr 2023, der obere die aus 2024. [3]

2.3 Kompatibilitätsprobleme

Mit der zunehmenden Digitalisierung im Maschinenbau sind Smart Factory-Konzepte und Industrie 4.0 auf eine Vernetzung aller Systeme angewiesen. Legacy-Software kann dies nicht gewährleisten:
Mangelnde Vernetzung: Veraltete Maschinen und Steuerungssysteme sind nicht für moderne Industrie 4.0-Umgebungen ausgelegt, da sie oft keine Vernetzung ermöglichen. Dadurch lassen sie sich nicht vollständig in Smart Factories oder IoT-Plattformen integrieren.
Fehlende Schnittstellen: Legacy-Software nutzt häufig proprietäre oder veraltete Protokolle, die nicht mit ERP-, MES- oder SCADA-Systemen kompatibel sind. Das erschwert die Automatisierung und Anbindung an neue Maschinen.
Schlechte Datenqualität: Veraltete Systeme erfassen Daten uneinheitlich und lückenhaft. Unter anderem, weil die Software die Produktionsprozesse oft nicht vollständig oder korrekt abbildet. Die Prozesse haben sich im Laufe der Zeit verändert und viele Schritte müssen manuell ausgeführt werden. Das alles führt zu einer geringen Datenqualität, die allerdings eine wichtige Grundlage darstellt, um eine Smart Factory aufzubauen und KI-Technologien einzuführen.

2.4 Produktivität

Laut der Studie von CIO sind die Hauptvorteile einer Modernisierung veralteter Software schnellere und bessere Geschäftsprozesse. Denn: Veraltete Systeme beeinträchtigen die Effizienz im Maschinenbau erheblich!
Weniger leistungsfähig: Veraltete Software ist häufig langsamer, was sich negativ auf Produktionsprozesse und Entscheidungsfindungen auswirkt.
Veraltete Prozesse: Mitarbeitende müssen ineffiziente, langwierige Umwege nutzen oder veraltete Programme umgehen, weil sie nicht die aktuellen Prozesse abbilden.
Fehleranfälligkeit und Stillstand: Fehleranfälligkeit und Systemabstürze nehmen zu, wodurch die Produktion unvorhersehbar wird und Stillstandzeiten entstehen. Außerdem wird Ausschuss produziert, was zu weiteren Kosten führt.
Die Folge
Maschinenbauer riskieren ihre Betriebsfähigkeit – vor allem, wenn die Software geschäftskritische Prozesse involviert. Es drohen Bußgelder und sie verlieren an Innovations- sowie Wettbewerbsfähigkeit. Um sich auf dem internationalen Markt gegen die zunehmende Konkurrenz aus China oder den USA durchzusetzen, braucht es eine strategische Modernisierung.

3 Die Top-4-Maßnahmen, um sich zu schützen

Veraltete Systeme bringen Risiken mit sich. Doch wie können Sie sich als Maschinenbauer davor schützen und eine Modernisierung strategisch angehen? Fest steht: Sie brauchen eine durchdachte Strategie.
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