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01501 Instandhaltung für Einsteiger – wie Sie durch Planung und Strategie Ausfälle vermeiden

Instandhaltung wird meist nur als reine Reparatur verstanden – das schnelle Beheben eines Defekts, um die Funktion eines Geräts wiederherzustellen. Doch was steckt wirklich hinter dem Begriff? Welche Maßnahmen helfen, Ausfälle zu vermeiden und langfristig effizienter zu arbeiten? Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen der Instandhaltung und zeigt anhand eines konkreten Fallbeispiels, wie eine fundierte Instandhaltungsstrategie entwickelt werden kann.
Arbeitshilfen:
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1 Einführung

Instandhaltung wird meist mit der Reparatur eines defekten Geräts in Verbindung gebracht. Meist verursacht ein defektes Gerät/eine defekte Anlage Unannehmlichkeiten und soll möglichst schnell wieder funktionsfähig gemacht werden. Diese sogenannte Instandsetzung ist aber nur ein Aspekt der Instandhaltung und es stellen sich folgende Fragen:
Hätte man auch Vorkehrungen treffen können, damit das Gerät gar nicht erst kaputt geht?
Wurde es richtig gehandhabt, richtig gewartet, zeichnete sich ein Ausfall nicht schon vorher ab?
War es das richtige Gerät, um die gewünschte Funktion zu erfüllen?
Gibt es andere Geräte, die die Funktion erfüllen können, sodass der Zeitdruck „so schnell wie möglich” vom Reparateur genommen werden kann?
Ist das Gerät einem Verschleiß unterworfen?
War dies die Ursache für den Ausfall?
Diese Überlegungen greifen das große Ziel der Instandhaltung auf: Sicherzustellen, dass Geräte, Anlagen oder andere Ressourcen dauerhaft ihrer Funktion nachkommen.

2 Reparatur: der erste Schritt zur Problemlösung

Grundsätzliche Fragen zur Vorbereitung der Reparatur sorgen für Struktur und deren systematische Beantwortung kann Ausfallzeiten minimieren und die Effizienz steigern:
Wissen wir, warum das Gerät seine Funktion nicht erfüllen kann, oder anders gefragt: Was ist überhaupt kaputt?
Können wir das Gerät selbst reparieren?
Besser nicht, weil es noch Garantieansprüche geben könnte?
Brauchen wir Fachleute, muss das Gerät in eine Werkstatt?
Benötigen wir für die Reparatur Ersatzteile, spezielle Hilfsmittel oder Werkzeuge?
Soll das Gerät überhaupt repariert werden oder ist es billiger, ein Ersatzgerät zu kaufen?
Wäre es sinnvoll, ein besser geeignetes Gerät zu verwenden?
Als nächstes ist der eigentliche Reparaturvorgang zu betrachten. Hinter diesen Überlegungen stehen Fragen der Arbeits- und Anlagensicherheit:
Muss das Gerät vorher gereinigt werden, wie geht das am besten?
Muss das Gerät ausgebaut werden, befindet es sich in einem Gehäuse, ggf. hinter Isolierungen?
Welche Schutzausrüstungen benötigen wir für uns selbst und für die Anlage, in der sich das Gerät befindet?
Muss vorher die Stromversorgung unterbrochen werden (Sicherung oder Stecker ziehen), müssen andere Personen benachrichtigt werden?
Wer ist sonst noch von der Störung und der Reparatur betroffen und muss informiert werden?
Weitere Überlegungen sind notwendig zur Planung der Reparatur:
Sind Ersatzteile vorhanden?
Werden Hilfsmittel, Betriebsstoffe, Spezialwerkzeuge benötigt?
Müssen Abläufe geplant, Abhängigkeiten berücksichtigt werden?
Wie viele Handwerker werden pro Arbeitsschritt benötigt?
Wie lange dauern die einzelnen Arbeitsschritte und die gesamte Reparatur?
Wenn diese Fragen im Vorfeld nicht gestellt werden und einfach mit der Reparatur begonnen wird, kann es zu unangenehmen Folgen kommen. Die Reparatur muss abgebrochen werden oder dauert länger, wird deutlich teurer und der Nutzer des Geräts könnte sehr unzufrieden werden.

3 Instandhaltungsstrategie

Der bisher beschriebene Prozess der Problembeschreibung, Arbeitsvorbereitung und Durchführung der Instandsetzung bezieht sich auf eine einzelne Reparatur. Mitarbeitende in Produktion und Technik haben es jedoch mit mehreren Anlagen zu tun, die aus Teilanlagen bestehen, die wiederum aus Anlagenteilen – den oben genannten Geräten – bestehen, die wiederum aus Teilen bzw. Komponenten bestehen. Um auf auftretende Ausfälle von Anlagenteilen reagieren zu können, muss im Vorfeld geklärt werden, was dafür vorgehalten werden muss und wie am besten reagiert werden kann. Diese Überlegungen werden als Instandhaltungsstrategie bezeichnet. Eine Strategie ist ein Leitfaden für zukünftiges Handeln und soll im Vorfeld möglichst viele Dinge regeln, Zusammenhänge klären und Handlungsanweisungen geben.
Eine Vorlage zur Erstellung einer Instandhaltungsstrategie inklusive eines Beispiels finden Sie in der angehängten Arbeitshilfe.[ 01501.xlsx]

3.1 Fallbeispiel: Familienfuhrpark Fahrräder

Die Überlegungen und die Vorgehensweise zur Erstellung einer solchen Instandhaltungsstrategie sollen an einem einfachen Fallbeispiel verdeutlicht werden. Dazu nehmen wir eine Familie, die über die Wartung ihrer Fahrräder diskutiert.
Anlass für eine solche Diskussion ist in der Regel die Unzufriedenheit der Familienmitglieder mit der Nutzung der Geräte – in diesem Beispiel die Nutzung der Fahrräder. Folgende Aussagen stehen im Raum:
Sohn: Vater kümmert sich viel intensiver um das Rennrad der Schwester.
Vater: Der raue Umgang des Sohnes mit dem Mountainbike führt zu unnötigen Schäden, und er sieht nicht ein, dass er es immer wieder reparieren muss.
Mutter: Das Lastenfahrrad wird immer schmutzig abgestellt, und die Kette könnte mal wieder geölt werden.
Schwester: Die Batterie des Rollers ist immer leer, wenn sie ihn benutzen will, weil sich niemand dafür verantwortlich fühlt.
Um Ruhe in die Diskussion zu bringen, bittet die Mutter darum, einmal grundsätzlich über die Wartung (= Instandhaltung) der Fahrräder zu sprechen. Dazu hat sie ChatGPT nach einer Instandhaltungsstrategie gefragt und folgenden Vorschlag erhalten:
Vorschlag zur Erstellung einer Instandhaltungsstrategie von Chat GPT
Die Entwicklung einer Instandhaltungsstrategie umfasst mehrere Schritte, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen Ihres Unternehmens oder Ihrer Organisation zugeschnitten sind. Hier sind einige wichtige Schritte, die Sie befolgen können:
1.
Ziele definieren
Legen Sie die Ziele Ihrer Instandhaltungsstrategie fest (z. B. Reduzierung der Ausfallzeiten, Verbesserung der Anlagenverfügbarkeit, Reduzierung der Instandhaltungskosten).
2.
Anlagenanalyse durchführen
Erstellen Sie ein Inventar aller Anlagen und Maschinen, die instandgehalten werden müssen. Bewerten Sie deren Zustand und identifizieren Sie mögliche Schwachstellen.
3.
Instandhaltungsarten festlegen
Entscheiden Sie, welche Instandhaltungsarten Sie durchführen wollen:
Reaktive Instandhaltung: Nach Auftreten eines Problems.
Vorbeugende Instandhaltung: Regelmäßige Instandhaltung zur Vermeidung von Ausfällen.
Vorausschauende (prädikative) Instandhaltung: Einsatz von Datenanalyse und Sensoren zur Vorhersage von Ausfällen.
4.
Ressourcen planen
Bestimmen Sie die benötigten Ressourcen (Personal, Werkzeuge, Ersatzteile) und entwickeln Sie einen Schulungsplan für Ihr Team.
5.
Budget festlegen
Erstellen Sie ein Instandhaltungsbudget, das sowohl die laufenden Kosten als auch Investitionen in neue Technologien oder Ausrüstungen berücksichtigt.
6.
Implementieren Sie ein Managementsystem
Integrieren Sie ein Instandhaltungsmanagementsystem (IMS) oder ein computergestütztes Instandhaltungsmanagementsystem (engl: Computerized Maintenance Management System: CMMS), um Instandhaltungsmaßnahmen zu planen, durchzuführen und zu dokumentieren.
7.
Überwachung (Monitoring) und Bewertung
Definieren Sie KPIs (Key Performance Indicators), um die Effektivität Ihrer Instandhaltungsstrategie kontinuierlich zu überwachen und zu bewerten.
8.
Kontinuierliche Verbesserung
Nutzen Sie die gesammelten Daten und Erfahrungen, um Ihre Strategie anzupassen und zu verbessern. Dies kann regelmäßige Schulungen, Feedbackschleifen und die Implementierung neuer Technologien beinhalten.
Durch diese Schritte können Sie eine fundierte Instandhaltungsstrategie entwickeln, die auf die Bedürfnisse Ihres Unternehmens zugeschnitten ist und zur Effizienzsteigerung beiträgt.
Die Idee ist es nun, eine Instandhaltungsstrategie für die Fahrradflotte der Familie zu entwickeln, die auf der vorgeschlagenen Vorgehensweise basiert.

3.1.1 Ziele definieren

Dazu benennen zunächst alle Familienmitglieder ihre Ziele bei der Fahrradnutzung. Die Tochter erklärt als Erste, dass sie sich für die Landesmeisterschaft qualifizieren möchte und dafür die 100-prozentige Funktionsfähigkeit ihres Rennrads ein kritischer Erfolgsfaktor ist. Um ihr Rennrad zu schonen, hat sie schon überlegt, den E-Scooter für den Schulweg zu benutzen, aber dazu müsste sie sich auf ihn verlassen können. Der Sohn möchte mit seinem Mountainbike einfach nur Spaß haben und möglichst wenig mit dem Drumherum zu tun haben. Und natürlich möchte er morgens damit zur Schule fahren. Vater und Mutter wollen sich morgens mit dem Lastenrad abwechseln, dafür muss der Akku geladen und das Gerät funktionstüchtig sein. Auch ihre Tourenräder sollen zur Verfügung stehen. Jemand muss sich auch um das Laufrad für den Kleinen kümmern, sonst macht er Stress, wenn er es nicht benutzen kann.
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