Logo
Logo

05011 Wie Fachkräfte für die Instandhaltung gewonnen werden können

Instandhaltung wird meist nur als reine Reparatur verstanden, als eine Art Hilfsleistung für die Produktion, die keine eigene Wertschöpfung erbringt. Der verschmutzte Arbeitsanzug und das Ölkännchen sind zudem Sinnbild des Instandhalters. Kein Wunder, dass sich nur wenige Mitarbeiter für eine Stelle in der Instandhaltung interessieren. Was können wir tun, um die Arbeit in der Instandhaltung attraktiver zu gestalten und gute, qualifizierte Mitarbeiter für dieses Arbeitsgebiet zu gewinnen? Dieser Beitrag macht Vorschläge.
von:

1 Einführung

Bei schlechten Produktionszahlen wird die Instandhaltung oft als Sündenbock herangezogen. Schlechte Produktionszahlen führt man gerne auf den Ausfall von Produktionsmitteln und lange Reparaturzeiten zurück. Ständige störungsbedingte Ausfälle verhindern die Herstellung der geforderten Produkte. Lange Ausfallzeiten, weil Ersatzteile nicht verfügbar sind, verstärken diesen Effekt. Produktionsmitarbeiter nennen das Instandhaltungsteam deshalb „FIAT-Team” (Fix it again tomorrow). In der Kantine sind die Instandhalter an ihren schmutzigen und abgetragenen Arbeitsanzügen gut zu erkennen. Sie bleiben meist unter sich. Die Kollegen der Mess- und Regelungstechnik werden dagegen aufgrund ihres arroganten Auftretens geschmäht. Was die tun, versteht sowieso keiner, das liegt dann eher im Bereich „trial and error”. Auch die Kollegen der Elektrotechnik sorgen regelmäßig für Stromausfälle oder Probleme mit den FI-Schaltern. Wie soll die Produktion mit diesen Service-Abteilungen gute Ergebnisse für das Unternehmen erreichen?
Die Instandhalter wehren sich mit der Aussage, dass sie bei unsachgemäßer Bedienung, Überlastung und „Auf-Substanz-Fahren” der Anlagen keine Chance haben, einen effizienten und effektiven Service zu bieten.
In diesem Artikel möchten wir zeigen, dass es einen Ausweg aus diesem Teufelskreis gibt.

2 Fachkräftemangel in der Instandhaltung

Berufe in den Bereichen Produktion und Technik gelten als anspruchsvoll und komplex. Daher sind sie immer weniger attraktiv. Diejenigen, die die komplizierte Ausbildung bzw. das aufwändige Studium abgeschlossen haben, sehen sich in der Regel einem großen Angebot an Stellen gegenüber. Bei der Auswahl geht es nicht nur um das Gehalt, sondern auch die Attraktivität des Arbeitgebers und des Berufsfelds spielt eine Rolle.
Weniger attraktive Arbeitsfelder bleiben dabei oft im Hintertreffen. Was lässt Arbeitnehmer zufrieden nach einem Arbeitstag nach Hause gehen? Ein produktiver Arbeitstag mit guten Ergebnissen, bei dem man beispielsweise viele Produkte ausbringen konnte und das Gefühl hat, einen Wert für sein Unternehmen geschaffen zu haben, ist oft wichtiger als eine ruhige, wenig arbeitsreiche Beschäftigung. Wenn man hingegen durch Unterbrechungen, Störungen oder Probleme daran gehindert wird, ein gutes Tagesergebnis zu erreichen, ist man schnell unzufrieden, selbst wenn man wenig zu tun hatte.

2.1 Selbstverständnis der Mitarbeitenden

Mitarbeitende in der Produktion betrachten sich als Garanten für die Wertschöpfung eines Unternehmens. Schließlich stellen sie die Produkte her, mit denen das Unternehmen sein Geld verdient. Dieses Selbstverständnis macht die Arbeit in diesem Bereich attraktiv. Neben den Produktionsarbeitern in den Kernprozessen werden auch Mitarbeitende in Begleitprozessen benötigt. Sie unterstützen die Kernprozesse bzw. stellen sicher, dass diese ordnungsgemäß arbeiten können. Da sie aber nur indirekt an der Wertschöpfung beteiligt sind, können sie sich weniger gut damit identifizieren. Auch wenn man sich das Ziel, die Vision oder Mission des Unternehmens ansieht, sind die Tätigkeiten der Kernprozesse deutlich enger damit verbunden als die der Begleitprozesse.
Im Gegensatz zur Produktion sind die Gewerke und Mitarbeiter im Bereich Technik nur mittelbar an der Wertschöpfung beteiligt. Während in den Bereichen Engineering, Elektro-, Mess- und Regeltechnik oder IT noch erfassbare Werte für das Unternehmen geschaffen werden – beispielsweise neue Produktionsanlagen, Steuerungen oder verbesserte Energieversorgungsanlagen –, sind die Kollegen in der Instandhaltung „lediglich” mit dem Erhalt der Anlagen beschäftigt. Sie kommen erst richtig zum Zuge, wenn etwas in der Produktion nicht funktioniert. Gleichzeitig stehen sie dann auch schnell in der Kritik: „Warum dauert das so lange? Wieso ist das schon wieder ausgefallen? Mit euch haben wir immer nur Probleme.”

2.2 Schwierige Arbeitsbedingungen

Mitarbeiter sehen es oft als Degradierung, wenn sie gefragt werden, ob sie in die Instandhaltung wechseln möchten. Auch Bewerber interessieren sich mehr für Jobs in der Wertschöpfung als für Tätigkeiten in Begleitprozessen. Durch die Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge wird sich der bereits jetzt spürbare Fachkräftemangel noch verstärken. Gerade für Stellen in der Instandhaltung wird es immer schwieriger, geeignete Kandidaten zu finden. Forderungen nach Homeoffice, geregelten Arbeitszeiten, einer 4-Tage-Woche und möglichst keinen Nacht- oder Wochenendschichten machen es schon im Produktionsbereich schwierig. In der Instandhaltung müssen jedoch oft dringende Reparaturen oder auch geplante Stillstände an Wochenenden, in Ferienzeiten oder nachts ausgeführt werden. Da helfen auch die angebotenen Zulagen nur bedingt weiter.

3 Schlechtes Image der Instandhaltung

Die Instandhaltung kümmert sich um die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Produktionsmittel. Dies reicht von den Produktionsmitteln bis hin zur Infrastruktur. Oft wird der Instandhalter als Sklave der Produktion gesehen, der in verschmutzten Monteuranzügen die von der Produktion hinterlassenen, nicht funktionsfähigen Anlagen wieder in Gang setzen muss. Dabei umfasst das Aufgabenfeld der Instandhaltung weit mehr und sie kann deutlich mehr für die Produktion bewirken, als oft gesehen wird.
Die Instandhaltung ist für die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Produktionsmittel zuständig. Dies reicht von den Produktionsmitteln bis hin zur Infrastruktur. Oft wird der Instandhalter als Sklave der Produktion gesehen, der in verschmutzten Monteuranzügen die von der Produktion hinterlassenen, nicht funktionsfähigen Anlagen wieder in Gang setzen muss. Dabei umfasst das Aufgabenfeld der Instandhaltung weit mehr und kann deutlich mehr für die Produktion bewirken, als häufig angenommen wird.

3.1 „Feuerwehreinsätze” und weitere Klischees

Dies liegt jedoch auch am Selbstverständnis vieler altgedienter Instandhalter. So wird ein gestandener Meister oder Vorarbeiter seine Einsätze als „schnelle Eingreiftruppe” bei Großstörungen als seine beste Leistung in seiner Laufbahn als Instandhalter preisen.
„Als wir an Ostersonntag den Anruf bekamen, dass ein wichtiges Getriebe an einer Engpassanlageausgefallen war, ist es uns innerhalb weniger Stunden gelungen, eine schlagkräftige Truppe zusammenzurufen. Nach der Demontage der Anlage stellten wir schnell fest, dass ein Kugellager heißgelaufen war und zwei Zahnräder beschädigt worden waren. Innerhalb weniger Stunden konnten wir diese Zahnräder bei unserem Zulieferer fertigen lassen und per Express liefern lassen. Am Ostermontagmittag konnten wir die Anlage wieder zusammenbauen. Am Abend konnte die Nachtschicht die Produktion wieder aufnehmen und so einen wichtigen Kundenauftrag gerade noch rechtzeitig ausliefern.”
Dass der mit der Familie geplante Osterausflug nicht nur für den Meister, sondern auch für viele Kollegen abgebrochen bzw. abgesagt werden musste, trug meist eher zur Heldentat bei, als dass es als ärgerlich angesehen wurde.
Loading...