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09007 Risikomanagement als Fundament für Unternehmensresilienz

Resilienz ist für Unternehmen essenziell, um sich an dynamische Marktbedingungen anzupassen und angesichts volatiler Herausforderungen wettbewerbsfähig und nachhaltig zu bleiben. Dieser Artikel zeigt, wie ein strukturiertes Risikomanagement als integraler Bestandteil eines integrierten Managementsystems nicht nur rechtliche Anforderungen erfüllt, sondern operativen und strategischen Mehrwert bietet. Mit praxisnahen Ansätzen und anhand etablierter ISO-Normen wird erläutert, wie Risiken systematisch identifiziert, analysiert und gesteuert werden können – von finanziellen Risiken bis hin zu Lieferketten- und Umweltrisiken. Fachverantwortliche erhalten wertvolle Impulse, um Resilienz und Compliance zu stärken, Haftungsrisiken zu minimieren und zukunftssichere Unternehmenskultur und Leadership zu fördern.
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1 Risikomanagement als Fundament für Unternehmensresilienz

Resilienz ist zu einem zentralen Begriff für Unternehmen geworden. Resilienz steht für die Fähigkeit einer Organisation, auf Störungen zu reagieren, sich anzupassen und fortzufahren, effizient zu funktionieren oder sogar von herausfordernden Ereignissen zu profitieren. Ein effektives Risikomanagement ist für sämtliche Geschäftsbetriebe von entscheidender Bedeutung, da es Unternehmen hilft, potenzielle Bedrohungen zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern. Eine systematische Identifizierung und Analyse potenzieller Risiken sind entscheidend, um die Stabilität zu festigen und sich im wirtschaftlichen Wettbewerb vorteilhaftzu positionieren.
Regulatorische Anforderungen
In bestimmten Branchen wie dem Finanzsektor, der Pharmaindustrie, im Bereich der Lebensmittelproduktion und -verteilung sowie in der Luft- und Raumfahrtindustrie ist die Einführung eines Risikomanagementsystems durch regulatorische Auflagen verbindlich vorgeschrieben. Darüber hinaus sind kapitalmarktorientierte Unternehmen gemäß dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) dazu verpflichtet, ein Risikomanagement- und Überwachungssystem zu betreiben. Auch für speziell regulierte Bereiche wie die Energieversorgung oder den Transport gefährlicher Güter werden risikobezogene Managementprozesse durch gesetzliche Regelungen eingefordert.
Haftungsreduktion
Ein etabliertes Risikomanagement schützt Unternehmen nicht nur vor unerwarteten operativen und strategischen Schwierigkeiten, sondern kann auch signifikant zur Reduzierung von Haftungsrisiken und zur Vermeidung von Geldbußen beitragen. Durch die Einhaltung von Compliance-Anforderungen und das Erkennen rechtlicher Risiken können Unternehmen Sanktionen und Strafzahlungen und die damit verbundenen finanziellen und reputationsbezogenen Schäden verhindern, was letztlich zu einem nachhaltigen, erfolgreichen Geschäftsbetrieb beiträgt.
Offensichtlich geht ein strategisch implementiertes Risikomanagement über die bloße Wahlmöglichkeit hinaus. Für Unternehmen ist es daher entscheidend, in ein umfassendes Risikomanagement zu investieren, um die Unternehmensresilienz zu stärken und damit letztlich in die Zukunft des Unternehmens zu investieren.

1.1 Wesentliche Merkmale eines resilienten Unternehmens

Ein resilientes Unternehmen ist ein dynamisches System, das sich kontinuierlich weiterentwickelt und Selbstorganisation, Lernfähigkeit und eine starke Ausrichtung an den eigenen strategischen Zielen demonstriert. Folgende Merkmale zeichnen eine resiliente Organisation aus:
Anpassungsfähigkeit: Ein resilientes Unternehmen zeichnet sich durch eine hohe Anpassungsfähigkeit an Veränderungen in seiner Umwelt aus. Es kann seine Geschäftsmodelle, Prozesse oder Produkte schnell anpassen, um auf Marktveränderungen, technologische Entwicklungen oder andere externe Einflüsse zu reagieren.
Robustheit: Solide Finanzen, starke operative Prozesse und die Fähigkeit, unvorhergesehene Ereignisse oder Krisen abzufedern, ohne in seiner Funktionsweise beeinträchtigt zu werden, sind Kennzeichen eines robusten, resilienten Unternehmens. Dies erfordert gut durchdachte Notfallpläne und eine ausreichende Risikoabsicherung.
Vorausschauende Risikomanagementstrategien: Ein resilientes Unternehmen antizipiert potenzielle Risiken und entwickelt Strategien, um diese zu meistern oder zu minimieren. Ein systematisches Risikomanagement ist in die strategische Planung sowie in die operativen Abläufe eingebettet.
Flexibilität der Lieferkette: Resiliente Unternehmen haben oft redundante oder vielfältige Lieferketten eingerichtet, die es ihnen erlauben, bei Unterbrechungen schnell umzuschalten oder auf Alternativen zurückzugreifen. Sie investieren in Beziehungen zu Lieferanten und stellen sicher, dass diese auch robuste Praktiken anwenden.
Lern- und Innovationskultur: Resiliente Unternehmen sind lernbereit und offen für Innovationen. Sie nutzen Erfahrungen aus vergangenen Fehlern und Erfolgen, um ihre Prozesse kontinuierlich zu verbessern und innovativ zu bleiben. Dadurch stärken sie ihre Position gegenüber Konkurrenten und erschließen neue Geschäftsmöglichkeiten.
Ausgeprägte Unternehmenskultur und Mitarbeiterengagement: Eine starke Unternehmenskultur, die die Befähigung und das Engagement der Mitarbeitenden fördert, trägt erheblich zur Resilienz bei. Mitarbeitende, die sich an Entscheidungen beteiligt fühlen und die in ihrer Arbeit Sinn sehen, tragen verstärkt dazu bei, das Unternehmen durch schwierige Zeiten zu führen.
Agiles Management und Leadership: Eine agile Führungsebene, die schnell Entscheidungen treffen und umsetzen kann, ist unerlässlich. Führungskräfte in resilienten Unternehmen sind offen für Feedback aus allen Unternehmensbereichen und treffen ihre Entscheidungen auf Basis von Daten und Mitarbeiterwissen.
Digitalisierung und Technologiekompetenz: Technologie ist ein mächtiger Hebel für mehr Resilienz. Unternehmen, die in ihre IT-Infrastruktur investieren und digitale Kompetenzen aufbauen, sind besser gerüstet, um Herausforderungen zu begegnen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Nachhaltigkeit: Nachhaltige Praktiken sind für moderne, resiliente Unternehmen keine Zusatzoption, sondern ein integraler Bestandteil ihrer Geschäftsstrategie. Sie helfen dabei, langfristig operative und Reputationsschäden zu vermeiden und tragen oftmals zu Kosteneinsparungen bei.

1.2 Risikobasierter Ansatz in Managementsystemnormen verankert

Fast alle modernen Managementsystemnormen der ISO integrieren den risikobasierten Ansatz, da er als wesentlicher Faktor zur Verbesserung der organisatorischen Resilienz und Leistungsfähigkeit anerkannt wird. Der risikobasierte Ansatz im Unternehmenskontext bezieht sich auf die systematische Anwendung von Managementprinzipien, -verfahren und -praktiken, um die Auswirkungen potenzieller Risiken möglichst umfassend zu bestimmen. Auf dieser Grundlage wird die beste Handlungsweise ausgewählt und konsistent im gesamten Unternehmen angewendet.
Integriertes Risikomanagement
Das Risikomanagement spielt in allen Managementsystemen eine Schlüsselrolle, um Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber Marktveränderungen zu machen. Dies erfordert eine strategische Verankerung des Risikomanagements im integrierten Management des Unternehmens. Ein integriertes System vereint verschiedene funktionale Bereiche und Prozesse, um ein umfassendes Verständnis und eine effektive Steuerung von Risiken zu ermöglichen.
Ein implementiertes Risikomanagement ist nicht allein auf Compliance ausgerichtet, sondern integriert strategische Überlegungen und nutzt die Synergien zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen. Die Integration von Qualität, Umwelt- und Energiemanagement sowie von Informationssicherheit in ein einheitliches System bildet das Fundament für eine zukunftsfähige und widerstandskräftige Organisation.
Zahlreiche weltweit gültige Managementsystemnormen fordern einen risikobasierten Ansatz. Im Folgenden sind einige der weit verbreiteten Normen aufgeführt:
ISO 9001:2015 – Qualitätsmanagementsysteme: Diese Norm verpflichtet Organisationen dazu, Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen festzulegen und umzusetzen, um die Qualität der Produkte, Prozesse und Dienstleistungen eines Unternehmens sicherzustellen.
ISO 14001:2015 – Umweltmanagementsysteme: Die Norm verlangt, dass Risiken, welche die Umwelt beeinflussen könnten, identifiziert, kontrolliert und minimiert werden müssen.
ISO 50001:2018 – Energiemanagementsysteme: Organisationen müssen Risiken und Chancen identifizieren, die sich auf ihre energetische Leistung und ihren Energieverbrauch auswirken können, um angemessene Strategien zur Energieeffizienz zu entwickeln und umzusetzen.
ISO 45001:2018 – Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit: Hier ist das Risikomanagement integraler Bestandteil – die Norm fordert ein sytematisches Management von Risiken und Chancen im Kontext von SGA, um ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld zu gewährleisten.
ISO 27001:2022 – Informationssicherheits-Managementsysteme: Diese Norm fordert Organisationen auf, Risiken im Zusammenhang mit der Informationssicherheit zu identifizieren und zu managen.
ISO 37301:2021 – Compliance-Managementsysteme: Das Risikomanagement ist ein elementarer Bestandteil der ISO 37301 und trägt dazu bei, eine robuste und integrierte Vorgehensweise für Governance, Risiko und Compliance (GRC) innerhalb von Organisationen zu etablieren und Risiken, die die Einhaltung von Vorschriften und ethischen Standards beeinträchtigen könnten, frühzeitig zu identifizieren und zu bewältigen.
Alle diese Normen erkennen an, dass Risiken in bestimmten Umgebungen nicht vollständig eliminiert werden können und betonen mit dem risikobasierten Ansatz die Notwendigkeit eines planvollen Umgangs mit diesen Risiken, um die beabsichtigten Ergebnisse des jeweiligen Managementsystems zu erreichen.
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