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08008 Psychische Gefährdungsbeurteilung in KMU

Bei Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen (GPB) ergeben sich für Unternehmen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), zwei große Herausforderungen. Diese stehen im Mittelpunkt dieses Beitrags.
Die erste Herausforderung betrifft den organisatorischen Aufwand und die effiziente Vorgehensweise der GPB. Dieser Aspekt hat für KMU eine noch größere Bedeutung als für Großunternehmen, die sich einen höheren Einsatz an personellen und infrastrukturell-organisatorischen Ressourcen leisten können. Dazu soll das Projekt „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen in KMU. Adaption und Erprobung einer KMU-tauglichen Version der GPB” im Rahmen des Forschungsvorhabens „Maßnahmen und Empfehlungen für die gesunde Arbeit von morgen” (MEgA) vorgestellt werden, das von der Universität Heidelberg durchgeführt wurde und 2018 seinen Abschlussbericht vorlegte [1]. Der Fokus dieses Projekts lag auf der Anpassung des von den Forschern selbst konzipierten GPB-Verfahrens an die Bedarfe von kleinen und mittleren Unternehmen. Die Anpassung orientierte sich insbesondere an aufwandsökonomischen Gesichtspunkten und Kriterien, um die Praktikabilität des Verfahrens selbst in sehr kleinen Unternehmen gewährleisten zu können. Die Durchführungsweise sowie die methodischen und inhaltlichen Ergebnisse des Projekts stehen im Mittelpunkt dieses Beitrags.
Die zweite Herausforderung betrifft die Wahl der für ein Unternehmen geeigneten Methoden und Verfahren, um psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu „messen”. Nach wie vor fehlen konkrete Vorgaben, die angeben, mit welchen Verfahren und Methoden diese nun genauer definierten psychischen Gefährdungen einigermaßen präzise erfasst werden können – und damit zu einem gewissen Grad „objektivierbar” sind. Gibt es einen Königsweg bei der Wahl der Methoden? Führen unterschiedliche Methoden eventuell sogar zu unterschiedlichen Ergebnissen? Ein Forschungsprojekt der Universität Nürnberg gibt wertvolle Hinweise. Eine umfassende Checkliste für die Planung und Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung rundet den Beitrag ab.
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1 Einleitung und Grundlagen

„Stress” zunehmend Gesundheitsproblem
Psychische und körperliche Erschöpfung aufgrund von „Stress” wird zunehmend zu einem Gesundheitsproblem in deutschen Unternehmen. Der Stressreport 2019 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) stellt fest, dass über körperliche Erschöpfung derzeit 37 Prozent und über emotionale Erschöpfung mehr als ein Viertel der Beschäftigten klagen. Rund 22 Prozent der Befragten geben an, von der Arbeit häufig nicht abschalten zu können. Über einen schlechten Gesundheitszustand aufgrund psychischer Belastungen berichten 15 Prozent der Beschäftigten [2]. Die möglichen Ursachen für die psychischen und damit im Zusammenhang stehenden körperlichen Erschöpfungszustände werden als psychische Gefährdungen verstanden. Psychische Gefährdungen werden wiederum unterteilt in psychische Belastungen einerseits und psychische Beanspruchungen andererseits. Was ist der Unterschied zwischen Belastungen und Beanspruchungen? Die DIN 10075 (DIN EN ISO 10075-1, Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung, 2000) definiert die beiden Begriffe folgendermaßen: „Unter psychischer Belastung wird die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken, verstanden” [2]. Die psychische Beanspruchung wird von ihr dagegen als die „unmittelbare und nicht langfristige Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien” definiert [3].
Subjektive Wahrnehmungen
Psychische Belastungen lassen sich im Rahmen der GPB quantitativ, d. h. nach Intensität, Dauer und zeitlicher Verteilung der Intensität, genauer definieren, messen und analysieren. Des Weiteren können sie auch qualitativ, vor allem hinsichtlich der subjektiven Wahrnehmung durch die Betroffenen, unterschieden werden.
Beispiel
Während der Lärm einer Maschine am Arbeitsplatz von vielen Menschen als unangenehm und leistungsmindernd empfunden wird, kann beispielsweise Musik auf einem gleich hohen oder höheren Lärmpegel von denselben Menschen in vielen Fällen als angenehm und motivierend bewertet werden.
Diese Tatsachen haben weitreichende Folgen für eine GPB, denn im Rahmen einer Beurteilung der psychischen Belastungen müssen sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte berücksichtigt werden. Es muss letztlich vor allem aber geprüft werden, ob diese Faktoren überhaupt einen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben, denn insbesondere darauf zielt letztlich die GPB ab [3].

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