08007 Safety Excellence im Produktions- und Anlagenmanagement
Konzepte zur Unterstützung des Sicherheitsdenkens im produktionsnahen Umfeld
Nicht nur schwere Unfälle, sondern auch Beinaheunfälle unterbrechen die Produktionsprozesse und führen dadurch zu substanziellen ökonomischen Verlusten. Untersuchungen zeigen, dass 80 % aller Unfallursachen, vor allem in produzierenden Bereichen, auf menschliche Fehlhandlungen zurückzuführen sind. Unsicheres und gefährliches Verhalten liegt jedoch nicht zuletzt auch in mangelhaften oder sogar fehlenden organisatorischen Regeln bzw. in einem unzureichenden Sicherheitsmanagementsystem begründet. Im folgenden Beitrag werden die wesentlichsten Dimensionen für ein adäquates Sicherheitsmanagement herausgearbeitet. Anschließend wird ein Modell skizziert, welches den beschriebenen Anforderungen an ein Sicherheitsmanagementsystem für die produktionsnahe Umgebung Rechnung tragen soll. Dieses Grundmodell stellt lediglich einen Bezugsrahmen dar, welcher je nach Anforderung an das Sicherheitsmanagement individuell ausgestaltet werden kann. von: |
1 Einleitung
Der Stellenwert von Sicherheit im Allgemeinen, jedoch auch bezogen auf produktionsnahe Bereiche, ist in der Gesellschaft als sehr hoch einzustufen, da einerseits die Auswirkungen von Industriestörfällen und Industrieunfällen in vielen Fällen für Menschen und Umwelt eine massive Gefährdung darstellen, andererseits die Auswirkung für betroffene Unternehmen meist weit über den Sachschaden hinausgehen. Die Anlagensicherheit als Eigenschaft einer Produktionsanlage, um sowohl im ungestörten als auch im gestörten Betrieb weder Menschen noch Sachwerte oder die Umwelt zu gefährden, ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Die Sicherheit des Systems Anlage ist im Wesentlichen beeinflusst durch die Sicherheit der Einzelkomponenten und Anlagenteile sowie durch ihr Zusammenspiel untereinander, einschließlich erforderlicher organisatorischer Maßnahmen, vor allem aber durch den Faktor Mensch. So umfassend der Begriff der Anlagensicherheit ist, so umfangreich sind auch die im Bereich des Sicherheitsmanagements notwendigen technischen und organisatorischen Maßnahmen, gepaart mit den erforderlichen legislativen Vorschriften und Rechtsgebieten.
Nicht nur schwere Unfälle, sondern vor allem Beinaheunfälle unterbrechen die Produktionsprozesse und führen dadurch zu substanziellen ökonomischen Verlusten. Diese wiederholt auftretenden Beinaheunfälle sind ernst zu nehmende Warnsignale für potenzielle Gefahren mit möglicherweise weitreichenden Auswirkungen.
2 Arbeitssystembezogene Risiken der industriellen Instandhaltung
Von einer aufgabenorientierten Sichtweise her ist die industrielle Instandhaltung reich an Gefahren und die Ausführung der Instandhaltungstätigkeiten mit zahlreichen Risiken behaftet. Die traditionelle sicherheitsbezogene Instandhaltungsforschung fokussiert dabei lediglich auf Risiken, die während der Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen an bestehenden Anlagen eintreten können. Konzepte, die auf das Erkennen von Sicherheitsmängeln fokussieren, die bereits in der Anlagendesignphase (instandhaltungsgerechte Konstruktion bzw. Maintainability) bzw. der Planungsphase von Instandhaltungsprozessen auftreten, findet man in Literatur und Praxis kaum. Gerade diese Gefahrenquellen stellen aber indirekte (ökonomische) Risiken dar, da sie die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit von Produktionsprozessen, aber auch das Bedienungs- und Instandhaltungspersonal nachhaltig gefährden können.
Lind/Nenonen etwa gliedern die arbeitssystembezogenen Risiken der industriellen Instandhaltung in zwei Gruppen [1] :