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3.3 Weitere Bewertungsmethoden

Neben der Kriterienbewertungsmethode existiert eine Vielzahl von Bewertungen, die sich auf gewisse Perspektiven, wie z. B. Engpasssituation, Kosten oder Anlagenrisiko, konzentrieren. Da diese Perspektiven durch einzelne Kriterien charakterisiert sind, könnte man von einer eingeschränkten Kriterienbewertung sprechen.
Stellvertretend wird hier die Anlagenrisikobewertung, deren Ergebnis sich als Grundlage für Instandhaltungsstrategieentscheidungen ebenfalls gut eignet, näher betrachtet.
Anlagenrisikobewertung
In Bezug auf Anlagenausfälle wird Risiko meist als das Produkt von Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit definiert [11] [12] [13]. Das Schadensausmaß wird meist durch die finanziellen Konsequenzen des tatsächlichen Schadenseintritts für das Unternehmen ausgedrückt. Die Eintrittswahrscheinlichkeit beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der ein potenzieller Schaden eintreten wird [8]. Sind bereits Erfahrungswerte aus der Vergangenheit verfügbar, kann auch die Eintrittshäufigkeit anstelle der -wahrscheinlichkeit verwendet werden.
Risk Based Maintenance
Wenn man von Risikobewertungen in der Instandhaltung spricht, ist meist die Rede von Risk Based Maintenance (RBM). Eine strukturierte Anlagenrisikobewertung ist Teil dieses Instandhaltungskonzepts und bildet die Grundlage für die Ableitung einer risikoorientierten Instandhaltungsstrategie. Auf die Vorgehensweise zur Ermittlung von Anlagenrisiken und zur Bewertung dieser nach den Dimensionen Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit, die Schröder und Kleindienst ausführlich aufgearbeitet haben, wird hier nicht genauer eingegangen. [10]
Das Ergebnis dieser Anlagenrisikobewertung nach Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit ist die in Abbildung 6 dargestellte Risikomatrix, in der jedes Anlagenrisiko entsprechend seiner Bewertung eingetragen wird. Es ist auch möglich, das Toprisiko einer Anlage einzutragen und so eine zweidimensionale Anlagenbewertung nach potenziellem Risiko zu erhalten.
Abb. 6: Risikomatrix [10]
Die Grenzen zwischen den Risikobereichen hoch, mittel und gering werden als Wesentlichkeitsgrenzen bezeichnet. Diese müssen an die Bedingungen des Unternehmens angepasst und vom Management festgelegt werden. [12]

1 Erfolgsfaktor Risikomanagement in der Instandhaltung

Herausforderungen
Es sind nicht nur die stetig steigenden Kundenanforderungen, der Einsatz von neuen Technologien, eine zunehmende Abhängigkeit von äußeren Einflüssen und die Transformation zur Industrie 4.0, die Produktions- und damit auch Instandhaltungsprozesse immer komplexer, dynamischer und unsicherer werden lassen. Auch regulatorische und rechtliche Vorgaben z. B. aus dem Umweltrecht oder dem Datenschutz stellen die Instandhaltung heute vor große Herausforderungen und zwingen sie, sich an sich stetig verändernde Bedingungen anzupassen.
Instandhaltung als Risikoquelle
Dadurch erwachsen der Instandhaltung Risiken, die nicht nur erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge haben können, sondern auch einen Imageschaden verursachen und im schlimmsten Fall die Existenz des gesamten Unternehmens gefährden können. So liegt ein hohes Risikopotenzial insbesondere in:
Prognose- und Planungsfehlern,
der Bereitstellung von Ersatzteilen und Betriebsstoffen,
Produktionsausfällen durch Maschinenstillständen,
der IT, z. B. durch Störfälle, Hackerangriffe, Schadsoftware und den Austausch bzw. Verlust von sensiblen Daten,
Fehlhandlungen von Mitarbeitern,
Streiks, Natur- und Umweltkatastrophen.
Risikomanagement als Antwort
Daher ist es für die Instandhaltung unerlässlich, sich intensiv mit ihren Risiken auseinanderzusetzen. Dies fordert auch der Gesetzgeber im Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG). Das Gesetz verlangt ein Risikomanagement, also eine systematische Planung und Steuerung der Maßnahmen, die auf eine Verbesserung der Risikoposition in der Instandhaltung und damit im gesamten Unternehmen abzielen. Analoges fordert die Qualitätsmanagementnorm ISO 9001. Beim Risikomanagement handelt es sich um eine wichtige Führungsaufgabe. In diesem Kontext stellen sich für die Instandhaltung insbesondere die folgenden Fragen:
Welchen Risiken ist die Instandhaltung momentan und zukünftig ausgesetzt?
Welche Auswirkungen haben die Risiken?
Welche Risiken in der Instandhaltung können die Existenz des Unternehmens gefährden?
Wie soll mit den Risiken umgegangen werden?
Vorteile des Risikomanagements
Risikomanagement unterstützt einen systematischen Umgang mit Unsicherheit. Dies hat mehrere Vorteile: Es hilft nicht nur dabei, die Instandhaltungsziele abzusichern, indem es die Risiken möglichst gering hält, sondern es leistet damit auch einen Beitrag zur Sicherung des Betriebsergebnisses. Ebenso können durch ein risikoorientiertes Handeln in der Instandhaltung Umwelt- und Imageschäden verringert oder gar vermieden werden. Ein effektives Risikomanagement ermöglicht es ferner, Schwächen in der Instandhaltung aufzuspüren und wichtiges Wissen zu den Instandhaltungsprozessen und deren Zusammenwirken sowie Hintergründe zu generieren.

07102 Analyse und Umgang mit Risiken in der Instandhaltung

Ziel dieses Beitrags ist es, darzulegen, welchen Risiken sich die Instandhaltung eines Industrieunternehmens gegenübersieht, welche Bedrohungen von diesen Risiken ausgehen und wie die Instandhaltung durch einen geplanten Umgang mit diesen Risiken Ihre Risikoposition gezielt verbessern kann. Im Mittelpunkt steht dabei der Prozess des Risikomanagements, der sich an der weltweit angewendeten Risikomanagementnorm DIN ISO 31000 orientiert.
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