03202 Ersatzteilmanagement – Grundlagen, Methoden und Praxisbeispiele
In diesem Beitrag werden innovative Methoden für die optimale Abwicklung des Ersatzteilgeschäfts vorgestellt. Dazu erfolgt zunächst eine kurze Beschreibung der Ausgangssituation bei der Ersatzteilbeschaffung. Anschließend werden sowohl die heute gängigen als auch primär neue, innovative Lösungen für einen effizienten Ablauf beschrieben. Der Fokus liegt dabei auf den Serviceprozessen aus Sicht des Kunden (Betreiber), dessen spezielle Anforderungen dargestellt werden. Ergänzt werden die Lösungen durch organisatorische Optimierungsmöglichkeiten: moderne Ersatzteilbewirtschaftungskonzepte, Betreiber- und Servicemodelle sowie deren Potenziale und Anwendungsvoraussetzungen. von: |
1 Einführung
Dem Ersatzteilkauf geht häufig ein Negativerlebnis des Betreibers von Maschinen und Anlagen voraus. Jeder kennt die Situation, dass bei einem Ausfall einer (in der Regel prozesswichtigen) Maschine/Anlage die notwendigen Ersatzteile fehlen und diese dann durch Eilaufträge beschafft werden müssen.
Die zugrunde liegende Problematik liegt trotz vorausschauender Planungsalgorithmen in der begrenzten Planbarkeit des Ersatzteilsbedarfs. Dieser ist u. a. abhängig von der Anzahl der Maschinen/Anlagen, den durchgeführten Instandhaltungsmaßnahmen oder auch der Lebensdauer der Ersatzteile und Betrachtungseinheiten (z. B. Lebensdauer von Aufzügen: ca. 100 Jahre). In vielen Fällen kommt es daher zu Ersatzteilbedarfsabschätzungen auf Basis der Herstellerangaben, was abhängig von dem jeweiligen betrieblichen Anwendungsfall einerseits zu hohen Beständen, andererseits u. U. zu einem hohen Risiko führen kann.
Erschwerend hinzu kommen permanente Produktinnovationen, die eine hohe Erklärungsbedürftigkeit der eingekauften Ersatzteile und ferner die Ausweitung des Sortiments mit sich bringen.
Arbeitsmittel für die Problemlösung
Zur Problemlösung bieten sich verschiedene Arbeitsmittel an. Bei der Abschätzung von Ersatzteilquantitäten eignen sich Bedarfsprognoseverfahren, Kritikalitätsmatrizen oder ähnliche Methoden. Bei der Beschaffung von Ersatzteilen sind aus Kundensicht bestimmte „Sourcing-Modelle” sinnvoll. E-Business- und E-Procurementmöglichkeiten sowie Betreiber- und Servicemodelle werden als weitere Arbeitsmittel für die Problemlösung hinzugezogen.
Zur Problemlösung bieten sich verschiedene Arbeitsmittel an. Bei der Abschätzung von Ersatzteilquantitäten eignen sich Bedarfsprognoseverfahren, Kritikalitätsmatrizen oder ähnliche Methoden. Bei der Beschaffung von Ersatzteilen sind aus Kundensicht bestimmte „Sourcing-Modelle” sinnvoll. E-Business- und E-Procurementmöglichkeiten sowie Betreiber- und Servicemodelle werden als weitere Arbeitsmittel für die Problemlösung hinzugezogen.
2 Ausgangssituation
Technische und ökonomische Notwendigkeit
Die technische Notwendigkeit von Ersatzteilen ist unumstritten. Steigende Automatisierung, wachsende Anlagenvernetzung, steigende Anlagenintensität, zunehmende Anlagenkomplexität im Mix zwischen Alt- und Neuanlagen sowie wachsende Anforderungen an die geforderte Anlagenverfügbarkeit sind nur einige Aspekte, die als wesentliche Auslöser für den Bedarf an Ersatzteilen zu nennen sind.
Die technische Notwendigkeit von Ersatzteilen ist unumstritten. Steigende Automatisierung, wachsende Anlagenvernetzung, steigende Anlagenintensität, zunehmende Anlagenkomplexität im Mix zwischen Alt- und Neuanlagen sowie wachsende Anforderungen an die geforderte Anlagenverfügbarkeit sind nur einige Aspekte, die als wesentliche Auslöser für den Bedarf an Ersatzteilen zu nennen sind.
Der Bedarf an Ersatzteilen spiegelt sich auch an den Umsätzen der Maschinenbauunternehmen wider.
Zielsetzung
Die Zielsetzung bei der Ersatzteilbewirtschaftung umfasst dabei vor allem die Minimierung von Stillstandszeiten und damit die Reduzierung von Ausfall- und Ausfallfolgekosten. Dabei spielt das permanente Abwägen von Kosten und Nutzen eine entscheidende Rolle. Hier gilt es, einerseits das Risiko durch ausreichend viele und hochwertige Ersatzteile zu minimieren, andererseits Kapitalbindungskosten möglichst gering zu halten. Diese gegensätzlichen Ziele und die hier wirkenden Einflussfaktoren bestimmen maßgeblich die strategische Ausrichtung des Ersatzteilmanagements.
Die Zielsetzung bei der Ersatzteilbewirtschaftung umfasst dabei vor allem die Minimierung von Stillstandszeiten und damit die Reduzierung von Ausfall- und Ausfallfolgekosten. Dabei spielt das permanente Abwägen von Kosten und Nutzen eine entscheidende Rolle. Hier gilt es, einerseits das Risiko durch ausreichend viele und hochwertige Ersatzteile zu minimieren, andererseits Kapitalbindungskosten möglichst gering zu halten. Diese gegensätzlichen Ziele und die hier wirkenden Einflussfaktoren bestimmen maßgeblich die strategische Ausrichtung des Ersatzteilmanagements.
Ökonomische Dimension
In der Abbildung 1 ist die Situation dargestellt, die schon seit Jahren allseits bekannt ist und kontrovers diskutiert wird. Die Rentabilität bzw. Margen beim Verkauf von Maschinen und Anlagen sind verhältnismäßig gering im Vergleich zum After-Sales-Service und Ersatzteilverkauf.
Abb. 1: Umsatzanteil des Ersatzteilgeschäftes [1]
In der Abbildung 1 ist die Situation dargestellt, die schon seit Jahren allseits bekannt ist und kontrovers diskutiert wird. Die Rentabilität bzw. Margen beim Verkauf von Maschinen und Anlagen sind verhältnismäßig gering im Vergleich zum After-Sales-Service und Ersatzteilverkauf.
Dabei können die Umsatzzuwächse im Ersatzteilservice als nahezu kontinuierlich steigend angenommen werden. Hingegen stellt sich der Profit von der Einführung eines Produkttyps in die Produktion bis zu den späten Phasen nach dem Produktionsanlauf nur als gering steigend bis stagnierend dar. Es ist also zu konstatieren, dass aus Sicht der Hersteller das eigentliche Geschäft buchstäblich erst nach Geschäftsabschluss, d. h. nach dem Verkauf der Anlage, beginnt.
Spannungsfeld
In diesem Zusammenhang bewegen sich die Hersteller, die Betreiber als auch die Instandhaltungsverantwortlichen in einem Spannungsfeld, das sich aus verschiedenen, teils gegenläufigen Interessen zusammensetzt (s. Abb. 2).
In diesem Zusammenhang bewegen sich die Hersteller, die Betreiber als auch die Instandhaltungsverantwortlichen in einem Spannungsfeld, das sich aus verschiedenen, teils gegenläufigen Interessen zusammensetzt (s. Abb. 2).