02513 Smart Service 4.0 und Predictive Maintenance – zwischen Vision und Wirklichkeit
Predictive Maintenance stellt einen essenziellen Bestandteil eines werthaltigen Serviceangebots im Umfeld von Digitalisierung und Industrie 4.0 dar. Ideen und Möglichkeiten gibt es viele – vorausgesetzt, sie sind kein Selbstzweck.
Dieser Beitrag gibt den Anstoß zu einem stimmigen, gesamtheitlich integrierten Serviceansatz, in dem Predictive Maintenance sein volles Potenzial entfalten kann. Arbeitshilfen: von: |
1.1 Die digitale Transformation – ihre Auswirkungen, Chancen und Risiken
Die Digitalisierung bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg. Sei es evolutionär oder auch disruptiv – fast täglich sehen wir uns im privaten und unternehmerischen Umfeld neuen Möglichkeiten gegenüber, in allen Lebensbereichen, Branchen und entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ihre Wirkung ist in allen Industriesektoren Europas ablesbar, wie eine Expertenbefragung von Roland Berger unter 300 Entscheidern und 30 CEOs gezeigt hat. [1] Insgesamt 1,23 Billionen € zusätzliche Wertschöpfung in Europa sind durch die Digitalisierung zu erwarten. Die drei größten Profiteure sind der Maschinen- und Anlagenbau mit 299 Mrd. €, die Logistik mit 271 Mrd. € und die Automobilbranche mit 140 Mrd. €. Aber auch Chemie (124 Mrd. €), Elektrotechnik (87 Mrd. €), Medizintechnik (43 Mrd. €) sowie Luft- und Raumfahrt (35 Mrd. €) profitieren signifikant.
Mit diesem enormen Wertschöpfungszuwachs geht eine weitreichende „Service-Revolution” einher. Sie erfordert zwingend das Verständnis dafür, dass eine Geschäftsbeziehung zwar mit dem Verkauf eines physischen Produkts beginnt, sich aber erst in der Servicebeziehung während des gesamten Produktlebenszyklus richtig etabliert und profitabel wird.
Service ist Kerngeschäft
Service gehört daher für alle Unternehmen zum Kerngeschäft. Seine Digitalisierung, der „Smart Service 4.0”, eröffnet weitreichendes Wachstumspotenzial – birgt aber genauso weitreichende Risiken, etwa das Absinken in die kundenseitige Bedeutungslosigkeit. Denn der Einfluss der Digitalisierung wird weiterhin stark unterschätzt; mangelndes Verständnis für das Thema und zu wenige Aktivitäten sind derzeit ein Hauptgrund für Firmenkrisen. Das zeigten die Ergebnisse einer Umfrage unter 1.100 deutschen Restrukturierungsexperten [2] bereits im Jahr 2015: Schon damals waren bei 34 Prozent der betrachteten Fälle digitale/disruptive Innovationen, verbunden mit fehlenden unternehmensseitigen Aktivitäten, die ausschlaggebenden Gründe für eine notwendige Restrukturierung.
Service gehört daher für alle Unternehmen zum Kerngeschäft. Seine Digitalisierung, der „Smart Service 4.0”, eröffnet weitreichendes Wachstumspotenzial – birgt aber genauso weitreichende Risiken, etwa das Absinken in die kundenseitige Bedeutungslosigkeit. Denn der Einfluss der Digitalisierung wird weiterhin stark unterschätzt; mangelndes Verständnis für das Thema und zu wenige Aktivitäten sind derzeit ein Hauptgrund für Firmenkrisen. Das zeigten die Ergebnisse einer Umfrage unter 1.100 deutschen Restrukturierungsexperten [2] bereits im Jahr 2015: Schon damals waren bei 34 Prozent der betrachteten Fälle digitale/disruptive Innovationen, verbunden mit fehlenden unternehmensseitigen Aktivitäten, die ausschlaggebenden Gründe für eine notwendige Restrukturierung.
Digitalstrategie Service entwickeln
Es ist also nicht nur Zeit, den Service insgesamt als Gesetzmodell zu verankern, sondern auch Zeit für eine Digitalstrategie im Service, um endlich aus dem langen Schatten der Produktfokussierung herauszutreten. Dafür müssen klassische funktionale Grenzen aufgebrochen und der „Value-add” sowie die Profite radikal umverteilt werden. Dominierten in der Vergangenheit starke funktionale Strukturen entlang der Kundenwertschöpfungskette, so schaffen digitale Kompetenzen in Zukunft ein differenziertes Wachstum, das insgesamt in einem höheren Gesamtwertschöpfungsbeitrag des Produkt-Service-Angebots mündet. Zudem ermöglicht Digitalisierung eine verbesserte Effektivität, Effizienz und Qualität des Service, was zu nachhaltiger Profitabilität führt.
Es ist also nicht nur Zeit, den Service insgesamt als Gesetzmodell zu verankern, sondern auch Zeit für eine Digitalstrategie im Service, um endlich aus dem langen Schatten der Produktfokussierung herauszutreten. Dafür müssen klassische funktionale Grenzen aufgebrochen und der „Value-add” sowie die Profite radikal umverteilt werden. Dominierten in der Vergangenheit starke funktionale Strukturen entlang der Kundenwertschöpfungskette, so schaffen digitale Kompetenzen in Zukunft ein differenziertes Wachstum, das insgesamt in einem höheren Gesamtwertschöpfungsbeitrag des Produkt-Service-Angebots mündet. Zudem ermöglicht Digitalisierung eine verbesserte Effektivität, Effizienz und Qualität des Service, was zu nachhaltiger Profitabilität führt.
1.2 Smart Service 4.0 und seine Anwendungsfelder
Im durch Digitalisierung entstehenden Bereich des Smart Service 4.0 bieten zahlreiche neue Möglichkeiten. Auf Grundlage der vier Basistechnologien „Computing Hardware”, „Production Hardware”, „Software” und „Interfaces” lassen sich eine Vielzahl potentieller Lösungsanwendungen erstellen (s. Abb. 1 für einen selektiven Überblick).
Abb. 1: Potenzieller Lösungsraum für Industrie 4.0-/Smart Service 4.0-Anwendungen [3]
Predictive Maintenance als Heilsbringer?
Aus diesem Lösungsraum wird insbesondere „Predictive Maintenance” heiß diskutiert. Zweifelsohne ist Predictive Maintenance ein wesentlicher Beitrag zu Smart Service 4.0 im Umfeld von Industrie 4.0 und Digitalisierung – die „vorausschauende” oder „vorhersagende” Instandhaltung ist eine vielversprechende Kombination von Service mit Digital. So ist es nicht verwunderlich, dass das Thema industrieübergreifend intensiv beobachtet und vielfach sogar als „Heilsbringer” betrachtet wird. Diese Einschätzung basiert auf der Tatsache, dass im Durchschnitt über verschiedenste produzierende Branchen ca. 70 Prozent [4] der Gesamtbetriebskosten von Maschinen und Anlagen während der Servicephasen verursacht werden. Predictive Maintenance kann hier zu signifikanter Optimierung auf Kunden- wie auf Arbeitsseite beitragen.
Aus diesem Lösungsraum wird insbesondere „Predictive Maintenance” heiß diskutiert. Zweifelsohne ist Predictive Maintenance ein wesentlicher Beitrag zu Smart Service 4.0 im Umfeld von Industrie 4.0 und Digitalisierung – die „vorausschauende” oder „vorhersagende” Instandhaltung ist eine vielversprechende Kombination von Service mit Digital. So ist es nicht verwunderlich, dass das Thema industrieübergreifend intensiv beobachtet und vielfach sogar als „Heilsbringer” betrachtet wird. Diese Einschätzung basiert auf der Tatsache, dass im Durchschnitt über verschiedenste produzierende Branchen ca. 70 Prozent [4] der Gesamtbetriebskosten von Maschinen und Anlagen während der Servicephasen verursacht werden. Predictive Maintenance kann hier zu signifikanter Optimierung auf Kunden- wie auf Arbeitsseite beitragen.
Dabei sind möglichst lückenlose Kontrollen der industriellen Wertschöpfungskette und zuverlässige „Vorhersagen” eigentlich ein alter Hut – doch erst mit den neuen technologischen Möglichkeiten und Algorithmen kann aus dem Wunsch Realität werden.