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10002 Wenn der Ernstfall eintritt – ein Praxisbericht

Krisenmanagement für die kritische Infrastruktur der Energieversorgung und seine Auswirkungen auf Wien Energie

Zwei Millionen Menschen im Großraum Wien sind abhängig von der zuverlässigen Versorgung mit Strom und Wärme durch Wien Energie. Als Betreiber einer kritischen Infrastruktur trug der Energiedienstleister im Zeitraum der Coronaviruspandemie die Verantwortung dafür, die Energieversorgung sowie die Abfallentsorgung jederzeit aufrechterhalten zu können. Mit einem professionellen Krisenmanagement nach staatlichem Vorbild wurden in drei Phasen zahlreiche Präventivmaßnahmen zur Verringerung der Ansteckungsgefahr ergriffen, um vor allem betriebliche Engpässe durch Personalausfälle zu verhindern. Im Werksbereich konnten einige neue Erkenntnisse auf dem Weg vom Krisenmodus in einen neuen „Corona-Normalbetrieb” gewonnen werden. Zu guter Letzt sind im Zuge des Gesamtprozesses auch überraschend kreative Lösungen entstanden, die den Anlagenbetrieb nachhaltig verbessern werden.
von:

1 Krisenmanagement bei Wien Energie

1.1 Notwendigkeit und Aufbau eines professionellen Krisenmanagements

Wien Energie ist mit zwei Millionen Kundinnen und Kunden der größte Strom- und Wärmeerzeuger sowie Abfall- und Klärschlammentsorger für den Großraum Wien. In Krisenzeiten muss daher sichergestellt sein, dass das öffentliche Leben weitergehen kann und die Grundbedürfnisse der Menschen im Versorgungsgebiet gedeckt sind. Neben der Versorgungssicherheit für die Stadt trägt Wien Energie überdies auch als Arbeitgeber für rund 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein hohes Maß an Verantwortung.
Entscheidend: kurze Entscheidungswege
Der Aufbau des professionellen Krisenmanagements bei Wien Energie wurde dem österreichischen Modell des staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements [1] nachempfunden und durch Hinzufügen von internen und externen Experten und Expertinnen an die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst. Die Vielfältigkeit und Größe des Unternehmens erfordert den Aufbau wie in Abbildung 1 dargestellt, da so sichergestellt wird, dass die wesentlichen Bereiche stabsmäßig erfasst und berücksichtigt sind. Die systemischen Strukturen und die Einbindung von Entscheidungsträgern und -trägerinnen sowie Schlüsselpersonal sorgen für kurze Entscheidungswege, was gerade in Krisensituationen entscheidend ist.
Abb. 1: Organisation des Krisenmanagements der Wien Energie

1.2 Arbeitsweise und Ausgestaltung des Krisenmanagements

Im Zuge des Aufbaus und der ständigen Weiterentwicklung der Krisenmanagementorganisation wurden für verschiedene Szenarien einfache Handlungsanweisungen erstellt, die an bestehende Notfallorganisationsabläufe anknüpfen. Durch diese umfassenden und leicht verständlichen Arbeitsanweisungen stellt Wien Energie sicher, dass die internen Notrufstellen sowie die Krisenstabsleitungen rasch reagieren und im Krisenfall umgehend die Stabsfunktionen einberufen können.
Betriebsunterbrechungen möglichst ausschließen
Dieser Ansatz zielt darauf ab, dass die Wahrscheinlichkeit für Betriebsunterbrechungen und somit Unterbrechungen der Lieferfähigkeit minimiert bzw. gänzlich ausgeschlossen werden. Je nach Lage und Schwere der Krise können dann verschiedene vorbereitete Krisenstabsräume hochgefahren werden. Während der Coronapandemie wurden sämtliche Einzelheiten des Krisenmanagements aktiviert und für einen längeren Zeitraum aufrechterhalten. Durch das funktionierende Krisenmanagement war es möglich, in der – vor allem zu Beginn – unübersichtlichen und ungewissen Lage Entscheidungen zu treffen, um interne und externe Auswirkungen bewerten und ihnen entgegenwirken zu können. Durch diese Arbeitsweise gelang es, Struktur in das Informations- und Nachrichtenchaos zu bringen.
Schulen und üben
Im Mittelpunkt des Krisenmanagements während der Pandemie stand immer der Schutz der Mitarbeiter sowie der Erhalt der Versorgungs- und Entsorgungssicherheit. Ein wesentlicher Faktor für das reibungslose Funktionieren des Krisenmanagements sind neben dem Aufbau des Krisenstabs und den vorgefertigten Handlungsanweisungen die Schulung der Schlüsselpersonen sowie die Übungen für den Ernstfall. Die Aus- und Weiterbildung der jeweiligen Stabsfunktionen wurde gemeinsam mit externen Partnern und Partnerinnen aufgebaut und wird ständig weiterentwickelt. In den letzten Jahren wurden Krisenstabsübungen im Halbjahresrhythmus absolviert, um das Bewusstsein der Schlüsselpersonen für die Krisenstabsarbeit zu schärfen.

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