-- WEBONDISK OK --

06401 Betriebswirtschaftliche Instrumente in der Instandhaltung, Teil 1

Der Beitrag umfasst zwei Teile: Teil 1 stellt die Grundzüge des externen Rechnungswesens, der betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA/KER) und der klassischen Kosten- und Leistungsrechnung sowie Center-Konzepte vor. Die vorgestellten Instrumente sind auf die Instandhaltung als Unterstützungsprozess oder Kernprozess innerhalb eines Unternehmens oder im Rahmen einer selbstständigen Instandhaltungstätigkeit anwendbar. Dabei wird bereits im ersten Teil des Beitrags die Vorteilhaftigkeit der Prozesskostenrechnung für die Instandhaltung deutlich, die sich vermehrt gegenüber ihren Auftraggebern wegen stetig steigender (Gemein-)Kosten rechtfertigen und ihre Nutzendarstellung verbessern muss. Teil 2 zieht anschließend einen Vergleich zwischen klassischer Kostenrechnung und Prozesskostenrechnung und geht näher auf deren Vor- und Nachteile für die Gemeinkostenverteilung und das Gemeinkostencontrolling ein.
Arbeitshilfen:
von:

1 Einführung

Führungskräfte der Instandhaltung müssen heute Budget- und Investitionsentscheidungen treffen oder Prozess- und Produktkosten benennen, steuern und optimieren können. Darüber hinaus müssen sie ökonomische Ursache-Wirkungs-Beziehungen überblicken, eigene Positionen schlüssig darlegen und gegenüber internen Auftraggebern (z. B. Kostenstellen), Controllern, Geschäftsleitung und externen Kunden verteidigen und durchsetzen können.
Abb. 1: Die Instandhaltung als Unterstützungs- oder Kernprozess

2 Die Instandhaltung als Unterstützungs- oder Kernprozess

Ressourcenintensiver Prozess
Die Instandhaltung ist heute aufgrund ihrer vielschichtigen Aufgaben und zahlreichen Schnittstellen innerhalb des Unternehmens und der unternehmensübergreifenden Wertschöpfungskette ein ressourcenintensiver Prozess, der einen wesentlichen Kosten-, aber auch Erfolgsfaktor darstellt (s. Abb. 2).
Abb. 2: Die Instandhaltung in der internen und unternehmensübergreifenden Wertschöpfungskette
Unterstützende/wertschöpfende IH-Prozesse
Im Lauf der Zeit sind die Komplexität der technischen Systeme, die Anforderungen an die Koordination und Steuerung der unterstützenden und/oder wertschöpfenden Instandhaltungsprozesse, die Gemeinkostenanteile an den Gesamtkosten und die kosten- und preisbewusste Erwartungshaltung der Auftraggeber kontinuierlich gestiegen. Dies zeigen folgende Kriterien, die die Instandhaltung heute erfüllen muss:
gute Erreichbarkeit, kurze Reaktions- und Durchlaufzeiten, terminliche Flexibilität
Sicherstellung einer hohen Anlagenverfügbarkeit, Kapazitätsauslastung und Produktivität
umfassendes und aktuelles technisches (und betriebswirtschaftliches) Know-how
Identifikation und Einflussnahme auf komplexe Ursache-Wirkungs-Beziehungen
Werterhaltung der Maschinen, Anlagen und technischen Systeme
hoher Servicegrad
günstiges Kosten-/Preis-Leistungs-Verhältnis
Kostenbezogene Wahrnehmung der Instandhaltung dominiert
Oftmals dominiert die kostenbezogene Wahrnehmung und Bewertung der Instandhaltung: Während die offensichtlichen Kosten (mehr oder weniger vollständig und verursachungsgerecht) zeitnah erfasst und wahrgenommen werden, zeigt sich die negative Wirkung unterlassener Instandhaltungsmaßnahmen und der Nutzen geeigneter Instandhaltungsstrategien oft erst zeitverzögert oder kann mit den im Unternehmen vorhandenen Controllinginstrumenten gar nicht gemessen und abgebildet werden.
Tabelle 1: Wahrnehmungsmängel
offensichtliche IH-Kosten
verdeckte IH-Kosten (Unterlassenskosten)
verdeckter IH-Nutzen
 
Personalkosten inkl. Schichtzuschlägen, Bereitschaftskosten
Material und Hilfs-/Betriebsstoffe
Ersatzteilkosten
Werkzeugkosten
IH-Geräte-/Anlagenkosten
Werkstattmiete
IH-Energiekosten
Fuhrpark-/Fahrtkosten
Schulungskosten
Ausfallzeiten
geringe Anlagenverfügbarkeit
Kapazitätsverluste
Produktivitätsverluste
Zusatzkosten durch Aufholung von Stillstandzeiten
Nacharbeiten
Ausschussteile
vorzeitiger Verschleiß
Energieverbrauch
unfallbedingte Personalausfälle
Terminverzögerungen
Lieferengpässe
Fremdbezug
Rechtskosten
Vertragsstrafen
Schadenersatz
Imageverlust
kurze Lebensdauer
Verschrottungs-/Entsorgungskosten
frühzeitige Ersatzinvestitionen
Know-how-Verlust
schnelle Störungsbeseitigung
minimale Ausfallzeiten
hohe Anlagenverfügbarkeit
hohe Kapazitätsauslastung
hohe Produktivität
wenig Nacharbeiten
wenig Ausschussteile
geringer Verschleiß
Energiesparsamkeit
hohe Arbeitssicherheit
hohe Compliance
lange Lebensdauer
hoher Wiederverkaufswert
geringe Ersatzinvestitionen
Beitrag der IH zu Konstruktionsverbesserungen
optimale Ersatzzeitpunkte
marktfähige IH-Dienstleistungen
Best-Practice-Image
Wahres IH-Ergebnis?
Ökonomisch argumentieren, entscheiden, verhandeln
Die verzerrte Wahrnehmung der (internen) Instandhaltung hat häufig folgende Konsequenzen:
(zu) kleine Instandhaltungsbudgets
(zu) niedrige Priorisierung von Instandhaltungsprojekten
zeitlich verzögerte Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen
(vorschnelle und/oder langfristige) externe IH-Auftragsvergabe (Outsourcing)
ereignisorientierte statt präventive Instandhaltungsstrategien
Herausbildung lokal begrenzter Optima zulasten des Instandhaltungsbereichs
Instandhaltungsverantwortliche fragen sich zu Recht, wie die Wahrnehmung der Instandhaltung durch die Auftraggeber verbessert und gleichzeitig die Qualität, Effizienz und Rentabilität der Instandhaltungsprozesse (weiter) gesteigert sowie angemessene Verrechnungspreise und wettbewerbsfähige Absatzpreise ermittelt werden können – und welche betriebswirtschaftlichen Instrumente hierfür (theoretisch) zur Verfügung stehen.

Weiterlesen und den „Instandhaltungs-Berater digital“ 4 Wochen gratis testen:

  • Das komplette Know-how in Sachen Instandhaltung
  • Zugriff auf alle Fachbeiträge und Arbeitshilfen
  • Onlinezugriff – überall verfügbar


Sie haben schon ein Abonnement oder testen bereits? Hier anmelden

Ihre Anfrage wird bearbeitet.
AuthError LoginModal