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03002 Dynamische Kritikalitätsbeurteilung im Assetmanagement

Die steigende Marktdynamik, zunehmende Automatisierung und Systemkomplexität, verkürzte Technologiezyklen sowie der wachsende Wettbewerbsdruck sind vorherrschende Probleme produzierender Unternehmen. Um diesen Gefahrenquellen bestmöglich zu begegnen und die Marktstellung halten zu können, ist eine dynamische Weiterentwicklung über alle Unternehmensbereiche, aber auch über den gesamten Anlagenlebenszyklus hinweg essenziell.
Dabei kommt der Instandhaltung und der anlagenspezifischen Instandhaltungsstrategie eine immer größer werdende Bedeutung zu, da die Zuverlässigkeitsanforderungen stetig steigen.
In diesem Beitrag wird ein Vorgehen zur Kritikalitätsbeurteilung beschrieben, das dazu dient, kritische Anlagen während der Nutzungsphase zu identifizieren, die dazugehörigen Anlagenrisiken abzuschätzen und gleichzeitig die Basis für die Optimierung einer dynamischen Instandhaltungsstrategie zu legen.
von:

1 Einleitung

Die Bedeutung der Instandhaltung in Unternehmen nimmt durch die vorherrschenden volatilen Marktgegebenheiten und die fortschreitende Digitalisierung deutlich zu. Da die Instandhaltung eine entscheidende Schlüsselrolle in Unternehmen einnimmt, muss sie sich ebenfalls weiterentwickeln und an die sich stetig ändernden Gegebenheiten anpassen. Dies bedeutet vor allem, dass die Instandhaltung dynamisch auf die Markteinflüsse sowie auf die unternehmensinternen Einflüsse reagieren muss.
Erstellung einer Bewertungsmethodik
Mithilfe der folgend beschriebenen Kritikalitätsbeurteilung ist es möglich, eine standardisierte, auf das Unternehmen, dessen Komplexität und Datenverfügbarkeit zugeschnittene Bewertungsmethodik durchzuführen. Anhand dieser Kritikalitätsbeurteilung wird eine Entscheidungsgrundlage für die Anpassung der Instandhaltungsstrategie geschaffen. Diese Entscheidungsgrundlage erhöht die Transparenz, untermauert subjektive Entscheidungen mit Daten, minimiert das Risiko der Anlagen und unterstützt eine langfristige Kostenreduktion.
Der folgende Text beschreibt die theoretisch notwendigen Grundlagen und geht auf die methodische Vorgehensweise zur Durchführung einer Kritikalitätsbeurteilung ein. Ziel ist, durch die Beurteilung die Basis für ein effizientes und effektives Assetmanagement zu legen und die vorhandenen Ressourcen optimal für die Optimierung kritischer Anlagen zu nutzen.

2 Assetmanagement

Das Normenwerk des Assetmanagements, die ISO 55000-Reihe, definiert den Begriff Assetmanagement als einen „Gegenstand, eine Sache oder eine Einheit, die einen potenziellen oder tatsächlichen Wert für eine Organisation hat” [1]. Im Allgemeinen spricht man bei Assets von Vermögenswerten, die jedoch unterschiedliche Formen annehmen können, wie Finanz-, Human-, Sach-, Informations- oder immaterielle Vermögenswerte [2]. Diese Arbeit bezieht sich ausschließlich auf den industriellen Kontext und somit auf physische Vermögenswerte wie Anlagen, Maschinen, Gebäude, Fahrzeuge und Ähnliches [3].
Definition
Daher wird in diesem Artikel folgende Definition für Assetmanagement verwendet: „Das System, das die anlagenbezogenen Aktivitäten und ihre Beziehungen plant und steuert, um die Leistung der Anlagen zu gewährleisten, die der beabsichtigten Wettbewerbsstrategie der Organisation entspricht” [4]. Diese Definition umfasst sowohl technische als auch geschäftliche Aktivitäten, die den Vermögenswert betreffen. Das Assetmanagement enthält Prozesse in den verschiedenen Ebenen vom operativen bis zum strategischen Management, dazu kommen neue zu berücksichtigende Inputfaktoren, wie beispielsweise Konstruktionsdesigns, Energiekosten, Lebenszykluskosten, Aussonderungskosten und weitere Faktoren [5].
Das Assetmanagement (s. Abb. 1) trägt zur Ausschöpfung des Lebenszyklus der Anlage sowie zur fortwährenden Erreichung der Geschäftsziele bei [6], mit dem Plan, eine nachhaltige Wertschöpfung durch die maximale Gesamteffektivität der Anlagen bei maximaler Wirtschaftlichkeit zu erzielen und ein Gleichgewicht zwischen Investitions- und Kapitalkosten und den operativen Betriebsaufwendungen zu schaffen [7]. Unterstützt durch verschiedene Hilfsmittel wie Controlling- und Informationswerkzeuge, wird so eine genaue Dokumentation, ein Anlagencontrolling und eine Anlagenverwaltung geschaffen [8].
Querschnittsfunktion
Das Assetmanagement-System ist somit das Unterstützungsinstrument zum Erstellen der Struktur, Umsetzung und Aufrechterhaltung für Betrieb und Verbesserung des Assetmanagements [9]. Es regelt die Planung, den Erwerb, die Aussonderung, die Instandhaltung und die Logistik sowie die Querschnittsbereiche Information, Koordination und Kommunikation über den gesamten Lebenszyklus der Anlagen [10].
Abb. 1: Aspekte des Assetmanagements [11]
Aufgrund der Querschnittsfunktion des Assetmanagements ist es für die Zuverlässigkeit der Anlagen, aber auch für das Erreichen der Unternehmensziele und Stakeholderanforderungen zuständig [12] [13]. Der Bedeutungsanstieg des Assetmanagements ist vor allem auf externe (marktseitige) und interne (anlagenwirtschaftliche) Ursachen zurückzuführen, wie die Langlebigkeit des Anlagenvermögens und die Veränderung der Kostenstruktur auf interner Seite sowie die Technologieentwicklung und die starke Kundenorientierung auf externer Seite. Diese unterschiedlichen Faktoren zwingen Produktionsunternehmen dazu, die Bewirtschaftungsstrategie der Anlagen laufend zu überdenken, um den Anforderungen einer optimalen und vor allem flexiblen Bewirtschaftung der Assets über den gesamten Anlagenlebenszyklus gerecht zu werden.

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